Heisenberg auf Helgoland

Acrylic color on canvas, 160*100 cm, 05/2023

1925 verbrachte Werner Heisenberg zwei Wochen auf Helgoland, um seinen Heuschnupfen zu kurieren. “Wenn ich auf meinem Balkon saß, hatte ich oft die Gelegenheit, an Bohrs Bemerkung zu denken, dass man beim Blick über das Meer einen Teil der Unendlichkeit zu ergreifen glaubt,” schrieb er in “Quantentheorie und Philosophie”. An diesen Satz musste ich immer wieder denken, als ich an diesem Bild gearbeitet habe.

In dieser Zeit legt Heisenberg den Grundstein für die Unschärferelation der Quanten­theorie, für die er 1932 den Nobelpreis in Physik erhält. Sein Durchbruch lag darin ausschließlich mit Beziehungen zwischen beobachtbaren Größen zu arbeiten und alles, was aus nicht messbaren Annahmen bestand wegzulassen. Und was das mit Kunst zu tun?

Ich fand schon immer viel spannendender die Leute zu fragen “Was siehst Du in dem Bild?” als die Frage zu beantworten “Was hast Du gemalt? / Was soll das darstellen?”. Das heißt konkret: das Bild entsteht erst in der Beobachtung – genau in dem Moment, genau durch die Person. Und darüber hinaus? Gibt es gar kein Bild? Oder ist es einfach keinem zugänglich, weil es alles sein kann, was man darin sehen kann, aber nicht festgelegt ist? Interessante Gedankenexperimente, während ich Farbe auf eine Leinwand bringe und immer wieder beobachte. 

Zum Glück für mich fällt die Anfrage nach einem Bild in Blau, Grau und Weiß mit dem Moment zusammen, als ich Heisenbergs Kapitel zu Helgoland lese und auf den Blick auf das Meer stoße, mit dem man glaubt, einen Teil der der Unendlichkeit zu ergreifen.

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